Oder: Was hat Ernährung mit Prophylaxe gegen Karies und Parodontalerkrangungen zu tun?
Welche Arten von Zahnfleischerkrankungen kann man ganz generell unterscheiden?
Bei den Parodontalerkrankungen unterscheidet man die entzündlichen Formen, die nicht entzündlichen Formen und die Mischformen. Die entzündlichen Formen heißen Parodontien. Bei dieser Form der Zahnfleischerkrankung bilden sich durch mangelnde Zahnhygiene Beläge und Zahnstein, die zur Ablösung des Zahnfleisches führen, die gefürchteten Zahnfleischtaschen, in denen sich weitere, härtere Ablagerungen (Konkremente) bilden. Der Parodontalverfall geht weiter und die Entzündung erreicht das nächste Stadium: den entzündlichen Knochenabbau!
Welche Rolle spielen Bakterien dabei?
Bakterien und deren schädlichen Stoffwechselprodukte sind stark beteiligt an diesen entzündlichen Vorgängen in der Mundhöhle. Durch ungenügende Pflege finden sie dort optimale Lebensbedingungen vor. Aus diesem Teufelskreis kann sich der Patient nur mit zahnärztlicher Hilfe befreien. Er muss in die optimale Mundhygiene eingewiesen werden. Die Mundhöhle muss vom Zahnarzt von Zahnstein Konkrementen und Entzündungen befreit werden um die Parodontitis zu verhindern.
Was ist im Unterschied dazu nun die Parodontose?
Hier liegt keine Entzündung als Ursache vor! Bei der „reinen“ Parodontose bilden sich auch keine Zahnfleischtaschen. Hier folgt das Zahnfleisch dem sich zurückbildenden Knochen; Zahnhälse liegen frei.
Und was versteht man unter Mischformen der Parodontalerkrankungen?
Bei den Mischformen finden wir sowohl die Entzündungen des Zahnfleisches, als auch den nicht entzündlichen Knochenabbau vor. Im späten Stadium der Mischform wird es allerdings auch fast immer zu einem entzündlichen Knochenabbau kommen. Die Mischform ist die häufigste Variante unter den Parodontalerkrankungen.
Wie ist es zu erklären, dass die einen Patienten mehr unter Parodontose, die anderen mehr unter Parodontitis leiden?
Um dies zu erklären, muss man weit über den Horizont der traditionellen schulmedizinischen Ursachenforschung hinausblicken. Der ganzheitlich denkende Therapeut betrachtet die Parodontalerkrangung nicht als Erkrangung am Verbundsystem Zahn / Zahnfleisch / Zahnknochen, sondern als Symptom einer an anderer Stelle des Organismus ablaufenden internen Erkrankung.
Wie entsteht nun Parodontose tatsächlich?
Die Parodontose entsteht durch die Zerstörung des komplexen Verdauungs- und Immunvorganges. Der Darm des Menschen ist von vielen Millionen Bakterien besiedelt, ohne die der Mensch nicht leben kann. Diese sind vor allem Milchsäurebakterien (=Laktobazillen) und u.a. das Bakterin Coli. Durch falsche Ernährung, Medikamente (vor allem Antibiotika) und Schwermetalle (z.B. Amalgamfüllungen) wird diese physiologische Bakterienflora geschädigt.
Werden z.B. die Laktobazillen drastisch vermindert, oder gar völlig vernichtet, breiten sich mit der Nahrung aufgenommene Fremdkeime, meistens Clostridien, aus, die durch andere Ausscheidungsprodukte den Darminhalt wesentlich basischer machen, als er sein sollte, so dass in der Folge die Verdauungsenzyme nur noch unzureichend arbeiten können.
Der Nahrungsbrei wird im Dünndarm also nicht mehr richtig aufbereitet, ein Teil der Nahrung bleibt unverdaut! Dies bedeutet, dass dem Körper wichtige Vitamine und Mineralien in viel zu geringen Mengen zugeführt werden! Was wiederum zur Folge hat, dass der Körper seine Depots ausbeuten und von ihnen leben muss. Diese Depots sind „Vorratskammern“, z.B. in der Leber, aus welchen der Körper so lange schöpfen kann, bis der Vorrat verzehrt ist. Wenn die Depots verbraucht sind, und sich die Darmsituation nicht gebessert hat, hat der Körper also einen dauerhaften Mangel an Vitaminen und Mineralien.
Nun holt sich der Körper die für die Zellteilung und Zellerneuerung wichtigen Mineralien und Spurenelemente aus Knochen und Bindegewebe. Durch diese Entmineralisierung des Knochens wird dieser immer weicher und instabiler. Man wird eine beginnende Osteoporose (Rückgang der Knochensubstanz) feststellen.
Was für Auswirkungen hat die Entmineralisierung der Knochen in der Mundhöhle?
Es ist die Entstehung der Parodontose. Eine Osteoporose am Zahnknochen sozusagen. Man kann es im Mund besonders deutlich an den freiliegenden Zahnhälsen erkennen.
Wie kommt es denn überhaupt zu einer derart defekten Situation im Darm?
Die Zerstörung der natürlichen Darmflora hat viele Ursachen. Eine Ursache ist z.B. die mit der Nahrung aufgenommenen. Umweltgifte (Insektizide / Pestizide / Herbizide). Eine andere Ursache ist die Nitratüberdüngung der Felder in den Monokulturen. Wir essen diese Nitrate in unserem Gemüse mit. Nitrate und die daraus gebildeten Nitrite führen zu Veränderungen beim Wachstum der Bakterienkulturen im Darm. Ein anderer Faktor, der bei der Zerstörung der Darmflora eine große Rolle spielt, ist unser Trinkwasser. Es ist zumeist gechlort und greift unsere Darmbakterien an, weil es beim Verzehr wie eine Desinfektionslösung auf die Darmflora einwirkt. Der letzte wichtige Faktor ist die Aufnahme von oral eingenommenen Antibiotika. Besonders die Breitbandantibiotika vernichten einen Großteil der für den Menschen nützlichen Darmbakterien. Deshalb sollte auf diese Art von Medikamenten weitgehend verzichtet werden!
Wie kann man dann also in der ganzheitlichen Medizin die Parodontose behandeln?
Die Mundhygienegewohnheiten und Zahnpflegemittel des Patienten werden überprüft. Durch eine Stuhlprobe wird in einem Speziallabor die Fehlbesiedlung des Darms nachgewiesen. Dann beginnt der ganzheitliche Teil der Behandlung, die Darmsanierung!
Wie geht eine solche Darmsanierung vor sich?
Zunächst stellt der Therapeut die Ernährung des Patienten auf biologische Basis um. Lebensmittel (naturbelassene Produkte) sind dabei zu bevorzugen, Nahrungsmittel (alle Produkte, die über 38°C erhitzt oder konserviert wurden) zu reduzieren und Gifte (Schweinefleischprodukte, Zucker, versteckter Zucker in Getränken + Süßspeisen) zu meiden. Der Genuss gechlorten Wassers wird dem Patienten untersagt. Als nächster Schritt wird eine Amalgamsanierung durchgeführt. Die toxische Belastung durch Amalgam muss entfernt werden, damit sie die Gesundung des Darms nicht behindert. Als nächstes folgt eine Reinigung des Darms durch Medikamente und eventuell durch Darmspülungen. Es werden biologische Medikamente zur Reduktion der Entzündungen der Darmschleimhäute eingesetzt. Wenn all diese Vorbereitungen erfolgreich abgeschlossen sind, werden zunächst Darmbakterien für den Dünndarm, anschließend für den Dickdarm eingepflanzt.
Wie lange dauert solch eine Behandlung in der Regel?
Bereits nach 4 Monaten verspürt der Patient eine deutliche Verbesserung seiner Gesundheit. Der Patient muss allerdings je nach Schweregrad der Darmerkrankung mit einem Behandlungszeitraum zwischen 12 und 24 Monaten rechnen. Allerdings gilt: je älter der Patient und je älter die Darmerkrankung, desto schwieriger und langwieriger gestaltet sich die Sanierung.
Welche Medikamente setzten Sie zur Darmsanierung ein?
Zum Einsatz kommen ausschließlich natürliche Medikamente und Mineralien; chemisch hergestellte Therapeutika werden zu keinem Zeitraum verabreicht. Auch werden alle Medikamente nach der Methode der Elektroakupunktur nach Voll ausgetestet. (Bei dieser Untersuchungsmethode beantwortet der Körper selbst, welches Medikament bei ihm wirksam, sehr wirksam oder ohne Wirkung sein wird.)
Können alle Patienten diesen Weg der Parodontosebehandlung beschreiten?
Nicht alle aber doch viele; diejenigen nämlich, die bereit sind zu erkennen, dass nicht der Therapeut derjenige ist, der sie heilt, sondern nur der Mensch sich selbst. Der Therapeut gibt nur Anlass und Unterstützung zur Selbstheilung.
Entstehen , durch die Entfernung vom therapeutischem Aufgabenbereich des Zahnarztes, in Folge solch einer Behandlung keine Probleme?
Es stimmt, dass sich hier vor allem juristische Probleme ergeben können. Die schulmedizinische Auffassung von Zahnheilkunde beschränkt sich ja ausschließlich auf das Zahn-, Mund- und Kiefergebiet und darf laut Gesetz auch nur dort tätig werden. Doch es gibt auch hierfür Auswege. Einer besteht darin, dass der Zahnarzt Hand in Hand mit einem ganzheitlich arbeitenden Arzt das Behandlungsprogramm für den Patienten durchführt.
Wie könnte sich die Zahnmedizin im Dritten Jahrtausend wandeln?
Zwar wird der Zahnarzt nach wie vor als Akuthelfer da sein, aber seine Aufgabe wird wohl in der Aufklärungsarbeit, der Prophylaxe, bestehen. Es ist nicht die Aufgabe der Zahnmedizin, möglichst gut restaurierte Patienten zu haben, sondern es sollte ihrer Aufgabe sein, einen gesunden Patienten zu haben, der keine Restauration benötigt.