Schlafen Sie schon oder schnarchen Sie noch?
Wir verbringen ein Drittel unseres Lebens mit Schlafen. Ein Erwachsener benötigt sieben bis acht Stunden Schlaf pro Tag für eine optimale Erholung und Leistungsfähigkeit am folgenden Tag. Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Gesundheit. Jedoch leiden ungefähr 25% der Erwachsenen unter Schlafstörungen. Ein weitverbreitetes Problem ist hier das nächtliche Schnarchen. Etwa 60% der Männer und 40%der Frauen zwischen 40 und 60 Jahren schnarchen. Im Alter nimmt die Problematik noch zu. Das liegt an der Muskelerschlaffung, die in höherem Alter zunimmt.
Geht das Schnarchen nicht mit Atemaussetzern einher, spricht man vom sogenannten habituellen oder harmlosen Schnarchen. Dieses ist nicht gesundheitsgefährdend, aber störend für den Bettnachbarn, da Lautstärken von bis zu 90 dB erreicht werden können, die an einen Presslufthammer erinnern. Doch nicht immer ist Schnarchen harmlos. 10% der Bevölkerung leiden unter schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS).
Die häufigste Form von schlafbezogenen Atmungsstörungen ist die obstruktive Schlafapnoe (OSA). Hier kommt es mehrmals in der Nacht zu Atempausen. Der Begriff Schlafapnoe kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Schlaf ohne Luft“.
Aus harmlosem Schnarchen kann sich mit zunehmendem Alter eine Schlafapnoe entwickeln, die auf Dauer das Herz-Kreislaufsystem belasten und somit gesundheitsgefährdend sind.
Wie entsteht eine obstruktive Schlafapnoe?
Während des Schlafens erschlaffen die Muskeln der oberen Atemwege und der Zunge. Der Unterkiefer fällt zurück und die Zunge sinkt nach hinten, so dass sich der Luftweg verengt. Dadurch muss die benötigte Luftmenge mit höherer Geschwindigkeit angesaugt werden. Dies führt dazu, dass das Gaumensegel und das Zäpfchen vibrieren, wodurch das typische Schnarchgeräusch entsteht.
Dies tritt verstärkt auf bei Patienten mit:
- Vergrößertem weichen Gaumengewebe
- Vergrößerten Mandeln
- Zurückverlagertem Unterkiefer
- Großer Zunge
- Angelagertem Fettgewebe im Halsbereich
Wenn sich die Zungen- und Rachenmuskeln zu sehr entspannen, kann sich der Atemweg völlig schließen und es kommt zum Atemstillstand. Dauern die Atempausen länger als 10 Sekunden an und treten mehr als fünf- bis zehnmal in der Stunde auf, spricht man von einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA). Patienten, die an einer OSA leiden, können hunderte Atempausen pro Nacht erleben, ohne sich am nächsten Morgen daran zu erinnern.
Wenn aufgrund der Atemaussetzer die Atemluft nicht mehr in die Lungen gelangt, steigt der Kohlendioxidgehalt im Blut an. Das Atemzentrum im Gehirn registriert dies und löst eine Weckreaktion (Arousal) aus, damit der Schlafende nach Luft schnappt und nicht er-stickt. Die Atmung setzt mit krampfartigem Luft holen wieder ein, dabei entstehen auch sehr laute Schnarchgeräusche.
Die wiederkehrenden Weckreaktionen führen zu gestörtem und unerholsamen Schlaf. Dies bedeutet eine enorme Belastung für den Körper.
Typische Symptome einer obstruktiven Schlafapnoe sind:
- Ausgeprägte Tagesmüdigkeit
- Konzentrationsprobleme und Leistungsschwäche
- Morgendliche Kopfschmerzen
- Depressionen
- Reizbarkeit
- Energielosigkeit
- Potenzstörungen
Wenn sich bei Ihnen einige dieser Symptome zeigen, dann sollten Sie sich auf Schlafapnoe untersuchen lassen.
Apnoen verhindern einen tiefen, erholsamen Schlaf. Eine unbehandelte obstruktive Schlafapnoe kann das Risiko für eine Vielzahl lebensbedrohlicher Erkrankungen und Gesundheitsrisiken steigern:
- Herz – Kreislauf – Erkrankung
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Schlaganfall
- Unfälle im Straßenverkehr oder während der Arbeitszeit
Eine Schlafapnoe kann sich also sehr negativ auf Ihre Gesundheit und die allgemeine Lebensqualität auswirken. Doch soweit muss es gar nicht kommen, denn Schlafapnoe und Schnarchen lassen sich effektiv behandeln.
Sollte bei Ihnen der Verdacht auf krankhaftes Schnarchen mit zeitweiligen Atemaussetzern bestehen, sollte ein Schlafmediziner aufgesucht oder eine Untersuchung im Schlaflabor durchgeführt werden.
Wie wird die Diagnose Schlafapnoe gestellt?
Ob Sie an einer Schlafapnoe leiden, untersucht der Schlafmediziner/Pulmologe mittels der Polysomnographie (PSG) oder der Polygraphie (PG).
Die Polysomnographie wird im Schlaflabor durchgeführt. Dafür verbringt der Patient ein bis zwei Nächte im Schlaflabor. Mittels mehrerer Sensoren, die auf Ihrem Körper angebracht werden, wird Ihr Schlaf überwacht und aufgezeichnet. Hier werden unter an-derem Herzaktivität, elektrische Gehirnströme, Muskelaktivität, Atemfluss und Atempausen, sowie die Sauerstoffsättigung im Blut gemessen und aufgezeichnet. Hieraus ist die Bestimmung von Apnoen, Hypopnoen und des Apnoe-Hypopnoe-Index möglich.
Die Polygraphie wird in Ihrer häuslichen Umgebung durchgeführt. Mittels eines mobilen, benutzerfreund-lichen Screeninggerätes, das Sie sich selber anlegen, wird Ihr Schlaf überwacht.
Das „Hauptergebnis“ Ihrer Schlafuntersuchung ist der sogenannte Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI). Der Apnoe-Hypopnoe-Index bezeichnet in der Schlafmedizin die durchschnittliche Anzahl von Apnoe-und Hypopnoe-Episoden pro Stunde Schlaf. Er ist ein Hinweis auf die Schwere einer „Schlafbezogenen Atmungsstörung“.
Apnoe: Atempause > 10 Sekunden
Hypopnoe: Reduktion des Atemflusses > 50%für > 10 Sekunden kombiniert mit Sauerstoff-sättigungsabfall > 3%
Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI): (Apnoen + Hy-popnoen) / Stunde Schlafzeit
Respiratory Effort related Arousal (RERA): Sequenz von Atemzügen, die durch eine er-höhte Atemanstrengung zu einem Arousal
(Weckreaktion) führen
Respiratory Disturbance Index (RDI): (Hypop-noen + Apnoen + RERA) / Stunde Schlafzeit
Ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) wird diagnostiziert, wenn ein AHI >15 / Stunde Schlafzeit vorliegt.
Therapie
Abhängig von Art und Schweregrad der Obstruktion empfiehlt es sich als erste Therapiemaßnahme die Lebensgewohnheiten zu ändern. Hierzu gehören evtl. eine Gewichtsreduktion durch Änderung des Essverhaltens, Änderung der Schlaflage sowie Vermeiden des Nikotin- und Alkoholkonsums vor dem Zubettgehen.
Allein durch diese Maßnahmen lässt sich eine OSA je-doch oft nicht vollständig beheben.
Neben den genannten konservativen Behandlungsmethoden kommen folgende Therapieformen in Frage:
- Unterkieferprotrusionsschiene (UKPS)
- Nasale Überdruck Therapie (CPAP = Continuous Positive Airways Pressure)
- Chirurgischer Eingriff